Das Paradox, die Zukunft vorherzusehen
Übersetzer: Florian Arnold
Direkt neben meiner Kurzbiographie auf jener Webseite, die die Redner dieser Konferenz auflistet, nennt man mich einen Science Fiction Forscher. Tatsächlich aber bin ich ein Gastprofessor für Transdisziplinäres Design. Ich arbeite auf verschiedenen Wissensgebieten und verfolge dabei die Frage, wie diese unterschiedlichen akademischen Disziplinen kombiniert werden könnten durch und in neuen, interessanten Topologien des Designs, der Existenz und der Kultur. Zwar bin ich ein Science Fiction Forscher und die hiesige Konferenz handelt von Fragen der Zukunft, aber auch der Nachhaltigkeit und anderen damit verbundenen ökonomischen und ökologischen Gebieten. Doch ungeachtet meines Rufs als Science Fiction Theoretiker und Zukunftsdesigner muss ich sagen, dass ich nicht sonderlich an die Zukunft glaube. Beginnend mit dem wichtigen Feld einer Psychologie des Bewusstseins, möchte ich den deutsch-kanadischen Autor Eckhart Tolle in Erinnerung rufen, der in seinem Buch The Power of Now (1999) betont hat, dass es eher von Vorteil ist, in der Gegenwart zu leben und sich dabei die mentale Disziplin aufzuerlegen, Gedanken an die Vergangenheit und die Zukunft stattdessen zu vermeiden. Gedanken an die Vergangenheit kreisen oft um bedauerliche Situationen, die wir nicht länger beeinflussen oder verändern können. Gedanken an die Zukunft hingegen nehmen oft die Gestalt von höchstwahrscheinlich nutzlosen Sorgen und Ängsten gegenüber Ereignissen an, von denen wir uns vorstellen, dass sie eintreten könnten, während sie sich aber tatsächlich niemals in der Weise einstellen, wie wir es uns jetzt noch ausmalen. „Nichts ist jemals in der Vergangenheit geschehen, es geschah im Jetzt“, schreibt Eckhart Tolle. „Nichts wird jemals in der Zukunft geschehen, sondern im Jetzt.“ Es gibt immer nur ein Jetzt.
Um augenblicklich und in transdisziplinärer Weise auf das Gebiet der Kultursoziologie zu wechseln, würde ich behaupten, dass die Zukunft, wie viele Menschen über sie sprechen, bereits eingetreten ist. Die meisten Voraussagen über das, was geschehen mag, sind im wesentlichen psychologische Projektionen eines imaginären Zukunftsszenarios, bestehend aus einigen geläufigen Phänomenen, die sich tatsächlich bereits ereignet haben oder sich gerade gegenwärtig ereignen; denen die betreffende Person, die die Voraussage tätigt, jedoch nicht offen gegenübertritt. Eines der Bespiele hierfür ist ein apokalyptischer Diskurs, der oft von einer grünen Politik heraufbeschworen wird, beständig vor Katastrophen warnend, die in einer statistisch extrapolierten Zukunft angeblich eintreten sollen. Solche Umweltschutznarrative eines „Endes von allem“ und einer „kommenden ökologischen Katastrophe“ sind – wenn auch im großen Maßstab nicht gänzlich – Spiegelungen einer sozialpsychologischen Atmosphäre innerhalb des herrschenden Mainstream-Diskurses der Medien und Science Fiction Filme, die des öfteren Angst, Hysterie und Drama verbreiten – aus dem Instinkt anti-utopisch ideologischer Strategien heraus. Der Diskurs über den „Krieg gegen den Terror“ ist ein weiteres Beispiel hierfür: Man macht uns weiß, dass es nicht erlaubt sei, unsere Aufmerksamkeit auf Projekte zu richten, die die Gesellschaft auf demokratische oder pragmatisch-utopische Weise verbessern könnten, weil wir unter Bedingungen eines andauernden Notstandes lebten, in dem die Politik sich darauf konzentrieren müsste, Krieg zu führen. Diese Situation mannigfacher Katastrophenwarnungsdiskurse hat bezeichnenderweise auch etwas zu tun mit der Unterscheidung zwischen dem so genannten „Realen“ und dem so genannten „Virtuellen“. Der Diskurs bevorstehender „realer“ Katastrophen, wie er von großen Teilen einer grünen Politik und der Mainstreammedien geführt wird, hindert uns daran, diejenige „virtuelle“ Katastrophe in vollem Umfang zu konfrontieren, in der wir uns bereits befinden. Diese virtuelle Katastrophe wahrzunehmen, erfordert von uns sowohl die Entwicklung einer soziologisch-literarischen Sensibilität als auch eines geschärften Bewusstsein für die Krise der Raumzeit, die wir unter den, wie ich sie nennen möchte, sozial-existentiellen Bedingungen des Hypermodernismus bereits erfahren.
Ich bin zwar ein Science Fiction Theoretiker, doch für mich geht es in der Science Fiction nie eigentlich um die Zukunft, Zukunftsvoraussagen oder die Frage der „Treffgenauigkeit“ dieser Voraussagen. Science Fiction handelt von der Gegenwart, der virtuellen Realität der Gegenwart, die angemessen wahrzunehmen, die herrschenden Denkweisen gerade verhindern. Wir müssen die Gegenwart sowohl mit literarischer als auch wissenschaftlicher Einsicht betrachten, um paradoxerweise etwas von der Zukunft vorhersehen zu können. Es gibt keinen Zweifel daran, dass wir von der Zukunft durch die Kluft des Chaos getrennt sind. Niemand hat den Fall der Sowjet-Union am 26. Dezember 1991 oder den Einsturz der World Trade Center Twin Towers am 11. September in New York vorausgesagt. Wir können uns die Unmöglichkeit der Vorstellung, wie die Welt in hundert Jahren aussehen möge, klarmachen, indem wir uns einfach das offensichtliche Unvermögen der Menschen von vor hundert Jahren vorstellen, sich jene Welt vorzustellen, in der wir heute leben.
Durch das Internet, Smartphones und andere ferne Telepräsenz-Technologien erleben wir eine wachsende Konfusion zwischen dem „Hier“ und dem „Dort“, zwischen unserem physischen Ort und den elektronischen Netzwerken, mit denen wir verbunden sind: den virtuellen Menschen, Avataren und Software-Entitäten, mit denen wir kommunizieren. Wir sind „zusammen alleine“ („alone together“), wie der Medientheoretiker am MIT Sherry Turkle sagen würde. Der soziokulturellen Krise des Hypermodernismus entsprechen die Entdeckungen eines überraschenden Naturverhaltens, wie sie von den emblematischen Wissenschaften des 20. Jahrhunderts gemacht wurden: die Quantenphysik; Einsteins spezielle und allgemeinen Relativitätstheorie; nicht-euklidische Geometrien und Topologien in der Folge Riemanns; die Kleinsche Flasche und das Möbiusband; Kurt Gödels Unvollständigkeitssatz; endlich die Chaostheorie. Es ist so, als ob seltsame Eigenschaften der Raumzeit, wie sie bisher nur unter extremen physikalischen Umständen durch die Quantenmechanik oder die Relativitätstheorie registriert wurden, nun in unserer unmittelbaren Erfahrung der sozialen Welt und des Alltags aufträten.
In der Domäne der Zeit sind wir mittlerweile in paradoxe Prozesse der Umkehrung verwickelt: eine „Umkehrung der Geschichte“, eine umgekehrt verlaufende Zeit, das Ende der Linearität, wie ein Film, der zurückspult oder von Splices, Mixings oder Cut-ups in sich verschoben wird. Wir befinden uns inmitten von Zeitschleifen, temporalen Turbulenzphänomenen und Zeitstörungsmustern wie Rekursion, Retroversion und Retroaktivität. Im Jahr 2016 scheint die Europäische Union vielleicht am Rande ihrer Auflösung, wir tauchen womögliche ein in einen neuen Kalten Krieg mit Russland. Jüngst fragte der russische Premierminister Dmitry Medvedev: „Befinden wir uns im Jahr 2016 oder 1962?“
Eine Wertschätzung für Fiktionen ist ebenso wichtig für den Futurismus wie für ein futuristisches Design. Um die Zukunft zu antizipieren, müssen wir über die fiktionale Dimension der sozialen Realität Wissen erlangen. Umso mehr wir die Gegenwart verstehen, desto mehr können wir in die Zukunft sehen. Was wir die „Realität“ nennen, ist in der Tat nur eine äußerst beschränkte Idee dessen, was die Realität wirklich ist, weil wir von unserem Begriff der Realität dasjenige bereits ausgeschlossen haben, was wir Fiktion genannt haben: Fiktion als das Andere der Realität, Fiktion als die andere Seite einer binären Opposition – der verbannte Gegenpart eines Dualismus.
In der Wissenschaft geht es nicht wirklich um die Entdeckung der wahren Natur der Realität, wie es manche Wissenschaftler, die es zu ihrer Mission erkoren haben, gerne beschreiben. Die wahre Natur der Realität entdecken zu wollen, wäre letztlich eine tautologische Behauptung, da es im gegenwärtig vorherrschenden Paradigma gerade die Wissenschaften sind, die allererst den Begriff der „Realität“ hervorgebracht haben. Die Wissenschaft würde lediglich ihre eigene Projektion erforschen. Wir können nicht wollen, dass die Wissenschaft auf einem ersten Prinzip beruht, das tautologisch und selbstwidersprüchlich ist.
Um die geometrisch umfassende Neuverdrahtung unseres Wissensparadigmas (von der so genannten Realität zu einem größeren Rahmen, der sowohl Realität als auch Fiktionalität beinhaltet) zu erläutern, müssen wir uns in die verzwickte Welt der mathematischen Mengentheorie begeben. Die beiden Mengen – die eine in der andere enthalten – unterscheiden sich nicht wirklich durch ihre jeweilige Größe voneinander. Es geht eher um die Frage der Dichte oder Mächtigkeit. Die Realität ist nicht kompakt, jedoch die Fiktion. Die Kompaktheit der Fiktion leitet sich von der Tatsache ab, dass Fiktionen unbeschränkt, unendlich und kontinuierlich sind. Die Realität hingegen, wie wir sie im Laufe der Geschichte gestaltet haben, ist beschränkt, endlich und diskret, mit einer Teilbarkeit in klar trennbare Identitäten und Differenzen. Etwas wird als wissenschaftlich „real“ betrachtet, wenn es etwas ist, worüber wir uns sicher sein können; wenn es ein Verhalten aufweist, das für uns greifbar, das in einer experimentellen Schrittfolge wiederholbar ist, und über das ein Konsens besteht. Fiktion hingegen ist dasjenige, was wir für eine „bloße Geschichte“ („just a story“) halten. Dementsprechend lautet unsere operationale, behavioristische und pragmatische Definition von Fiktion: Fiktion ist das, was nicht real ist; Fiktion ist das Gegenteil von Realität. Das Beharren auf dem Realen ist eine binäre Opposition. Wie Jean Baudrillard in seinem Buch Der unmögliche Tausch schreibt: „Das Reale, vom Anti-Realen entkleidet, wird hyperreal, realer als das Reale, und entschwindet in die Simulation.“ Das Medium, in dem echte Gedanken aufgehen können, ist jenes einer radikalen Ungewissheit. Das „Andere“ eines Beharrens auf dem Realen ist der ausgeschlossene Begriff des Paares: eine radikale Ungewissheit oder die Fiktion.
Die Science Fiction, wie sie sich in ihren kanonischen Romanen und Filmen ausgedrückt findet, hat sich in unserer Gegenwart, in unserer Lebensweise, in unserer Gesellschaft bereits realisiert. Viele der futuristischen Technologien und totalitären Sozialgefüge, wie sie in diesen Werken ausgemalt wurden, sind wahr geworden. Jede Idee von klassischer Science Fiction, es mit einem geradlinigen Modell zu tun zu haben, das Vorhersagen über die Zukunft erlaubt, ist mittlerweile weg vom Tisch. Doch die besten Zeiten für Science Fiction Fans stehen erst noch bevor. Sind wir uns der vielen wirkungsvollen Science Fiction Narrative, die geschrieben und verfilmt wurden, bewusst, ebenso wie des Umstands, dass die Gesellschaft tatsächlich auf vielen Wegen zu den Dystopien herabgesunken ist, die diese Narrative vorhergesehen haben, so können wir nun Science Fiction wahrhaft als Fiktion erleben, als eine Form kreativen Designs. Fiktion ist ein wesentliches Element des kreativen Aktes. Fiktion sollte an Design- und Kunsthochschulen gelehrt werden. Was wäre also eine zeitgenössische Definition von Fiktion im Zeitalter der Hyperrealität? Fiktion ist das Bewusstsein von dem Unterschied oder der Kluft zwischen der Realität und ihrer Repräsentation. Dabei handelt es sich um einen direkten Kontrast zum Bewusstseinsverlust dieses Unterschieds, der nahezu universell für die Medienkonsumkultur der Hyperrealität gilt.
Ray Bradbury hat bekanntermaßen behauptet: „Sobald Sie eine Idee haben, die irgendeinen kleinen Teil der Welt verändert, schreiben Sie Science Fiction. Es geht dabei immer um die Kunst des Möglichen, niemals des Unmöglichen.“ Wie ich in meinem Buch über Star Trek erläutert habe, handelt es sich bei Science Fiction um eine proaktive, realitätsformende Kraft, die die Kultur, Ideen, Technologien, Wissenschaften und das Design prägend beeinflusst. Science Fiction kann der lebendige Initiator eines „neuen Realen“ sein. Für Designer wird es zu einer Frage nicht des Lesens oder Schauens von Science Fiction (innerhalb des Medienparadigmas der Passivität und des Konsumismus einer Gesellschaft des Spektakels), sondern zu einer Frage des Schreibens; eines Schreibens von Science Fiction durch situationistische Akte der „Konstruktion von Situationen“ und der Initiierung transdisziplinärer Projekte, die sich auf der Grenze zwischen geisteswissenschaftlicher Theorie und gestalterischer Praxis bewegen und zwar als Aktivitäten jener neuen Wissenskulturen, die mit der Informationsgesellschaft aufkommen.
Ich werde nun über fünf praktische Designgebiete sprechen, die im weiteren Kontext des Schreibens und der Konstruktion von Situationen mit emanzipatorischen und befreienden Potentialen verbunden sind: Singuläre Objekte, Poetische Kodes, Smart Devices, das Internet der Dinge und das Gebiet der Nachhaltigkeit.
Bei Singulären Objekten handelt es sich um ein Konzept, das während einer Diskussion in Buchlänge zwischen dem Architekten Jean Nouvel und dem Philosophen Jean Baudrillard über das Thema der Architektur und der Philosophie erfunden wurde. Unterschieden von architektonischen Strukturen, die nach dem Modell von Ausstechformen als Teilen von formelhaften Serien repliziert werden – Shopping Malls, Flughäfen, Hochhäuser und Bürogebäude – finden Singuläre Objekte innerhalb der urbanen Umwelt dagegen ihren faszinierenden Platz als irreduzible, fremde Kulturobjekte, die als Singularitäten oder „strange attractors“ (ein Begriff, der von Baudrillard aus der Chaostheorie entlehnt wurde) in Erscheinung treten.
Ich verstehe unter Poetischen Kodes bevorzugt Einschreibungsorte eines transformierenden Designs innerhalb des 21. Jahrhunderts, Akte ästhetischen und politischen Widerstands gegen eine gemäß dem Mainstream programmierten Welt der Überwachung, der Automatisierung und der Bürokratisierung des alltäglichen Lebens. Anstatt Softwareprogramme nur als Zumutung von fixen Strukturen und Prozeduren zu betrachten, erachte ich das Schreiben und Sprechen von Kodes vielmehr als einen expressiven und kreativen Akt. Poetische Kodes beziehen sich dabei auf das, was zuvor traditionellerweise Kunst und Politik genannt wurde. Die poetische Sprache muss in Softwareprogrammen wieder in Erscheinung treten, um der ursprünglich historisch-technologischen Annahme entgegenzuwirken, dass Kodes eine Serie von Anweisungen für Maschinen, eine Übung in formaler Logik und die Reduktion der Sprache auf Informationen darstellen würden.
Smart Devices müssen sowohl als soziologische Phänomene der Medientechnologie (Smartphones und iPads) analysiert werden als auch in ihrer Beziehung zum Aufkommen von Fab Labs und Maker Labs. Fab Labs und Maker Labs sind Momente einer bottom-up Bewegung der Dezentralisierung in der Zusammenkunft von Ökonomie und Technologie.
Alle vorherigen exemplarischen Medien der postmodernen Gesellschaft (Kino, Fernsehen, Personal Computer) waren auf den Bildschirm als hervorstechende Metapher fokussiert. Im Gegensatz dazu führt das Smart Device eine neue verkörperte Metapher ein, die sich als etwas wie der programmierte Zustandsautomat der Geräteeigenschaften erweist. Das Smart Device ist ein programmiertes Gerät, kein Bildschirm. Obwohl sie small screens zu sein scheinen, sind Smartphones keine screen-zentrierten Medien.
Fab Labs und Maker Labs sind Baustellen sowohl eines Creative Coding im Open-Source Rahmen als auch der Unternehmerschaft und Ermächtigung von Individuen und klein-skalierten, Ökonomien der Nachhaltigkeit. Fab Labs besitzen typischerweise eine Menge von Prototyping-Maschinen, exzellente Hardware-Ausstattungen und vereinen eine Gruppe von Menschen mit beträchtlichem Praxiswissen, um gutes und schnelles Prototyping zu betreiben. Hardware-Plattformen wie Arduino und Raspberry Pi oder 3D Printers stehen oft im Mittelpunkt der Fab Lab Aktivitäten. Diese neuen ökonomisch-technologischen Gegen-Institutionen (oder Dispositive in Foucaults Terminologie) sind gleichermaßen von Bedeutung in Sachen Bildung und Erfindergeist. Fab Labs und Maker Labs entwickeln Fähigkeiten und Ökonomien für kleine Gruppen, die ihre eigenen Smart Devices kreieren gegen die Realitäten und Gewohnheiten der Massenproduktion.
Das Internet der Dinge steht für eine sehr nahe Zukunft, in der physische Objekte sich von eigenständigen, eingebetteten Systemen zu wirkungsmächtigen und potentiell intelligent vernetzten Geräten weiterentwickelt haben. Milliarden von Geräten werden sich via Elektronik, Software, Sensoren, Scannern und Kameras miteinander verknüpfen. Sie werden Daten miteinander austauschen. Jedes einzelne Ding wird auf einzigartige Weise identifizierbar sein durch etwas Ähnliches wie eine IP-Adresse. Dabei eröffnen sich drei verschiedene Perspektiven, das Internet der Dinge zu betrachten: Erstens kann man sein einfacher Befürworter sein, indem man dem Mainstream gemäß die Geschäfts- oder Firmenperspektive einnimmt, Kapital aus ihm zu schlagen. Zweitens kann man das Internet der Dinge als eine Bedrohung oder gar Katastrophe wahrnehmen. Viele, die sich kritische Soziologen oder humanistische Philosophen nennen, nehmen diese Position bereits ein. Dieser Standpunkt besitzt eine gewisse, wenngleich beschränkte Brauchbarkeit darin, auf die Mängel der ersten oder Mainstream-Position hinzuweisen. Die dritte Position ist etwas der Hacker-Perspektive verwandtes, ähnlich der Creative Coding Bewegung oder den Aktivitäten rund um Rasberry Pi und Arduino. Man ließe sich dazu an, das Internet der Dinge auf kreativen und politisch abweichenden Wegen zu hacken.
Ich verstehe unter Nachhaltigkeit einen transdisziplinären Sachverhalt, der aus sozialen, kulturellen, ökonomischen, umweltlichen und personellen Verantwortungsbereichen besteht. Nachhaltige Entwicklungen überdauern in Ökosystemen, die Diversität, einen kontinuierlichen Fortbestand und Prosperität sich behaupten lassen. Dabei müssen wir Architektur und Stadtplanung, Mobilität und Transport sowie einen ethischen Konsum berücksichtigen. Nachhaltiges Design versteht sich als die Praxis, physische Objekte und urbane Umwelten zu gestalten, die mit nachhaltigen ökologischen Prinzipien übereinstimmen. Jede einzelne Person trägt die moralische Verantwortung, den Rahmen der fiskalischen Solvenz nicht zu überschreiten.
Was definiert, was diese fünf Themen – Singuläre Objekte, Poetische Kodes, Smart Devices, das Internet der Dinge und Nachhaltigkeit – gemein haben? Alle haben mit Wissenskulturen zu tun, in denen Tätigkeiten von sozialen Agenten innerhalb eines ökonomischen Modells ausgeführte werden können, das weder dasjenige von Großunternehmen noch dasjenige von populistischen, technologisch-deterministischen Impulsen ist, wie es in den 1990ern der Fall war. Vielmehr handelt es sich um das ökonomische Modell eines Kapitalismus von bottom-up Unternehmen, von kleinen Start-up Firmen. Und es ist verknüpft mit einer Art von Design, in der Theorie und Praxis in einer hybriden Beziehung zueinander stehen.